Fettreduzierte Produkte – wie sinnvoll sind sie?
Die Werbung liebt sie. Die Verbraucher kaufen sie. Doch was steckt wirklich hinter fettreduzierten Produkten? Bringen diese einen Vorteil? Lässt sich mit ihnen leichter abnehmen oder sind diese mit Vorsicht zu genießen?
Unverzichtbare Fette
Fette und Öle haben in unserer Gesellschaft immer noch einen schlechten Ruf. Dabei wird eines übersehen: Unser Körper muss bestimmte Fette mit der Nahrung aufnehmen. Die Omega 3-Fettsäure Linolensäure und die Omega 6-Fettsäure Linolsäure sind beide essentiell, das heißt unser Körper kann diese nicht selbst herstellen. Wir brauchen Omega 3- und Omega 6-Fettsäuren, unter anderem um daraus Signalstoffe zu bilden, die Entzündungsreaktionen, unser Immunsystem oder unseren Blutdruck regulieren. Schon allein deshalb kann der menschliche Organismus nicht komplett auf Fette – und zwar die richtigen Fette – verzichten. Darüber hinaus fungieren Fette auch als wichtige Trägersubstanz und ermöglichen, dass beispielsweise fettlösliche Vitamine wie Vitamin A oder E gut aufgenommen werden. Ohne Fett im Essen sinkt deren Bioverfügbarkeit, das heißt unser Körper kann diese Vitamine nicht nutzen.
Die falschen Fette
Gerade in unserer typischen westlichen Ernährung ist allerdings eine Reduktion von gesättigten Fetten sinnvoll, einfach weil wir in der Regel zu viele hiervon zu uns nehmen. Nur etwa jeder Siebte in Deutschland erreicht einen Energieanteil an gesättigten Fettsäuren von unter 10 % in unserer Ernährung. Gleichzeitig nehmen wir im Durchschnitt zu wenige ungesättigte Fettsäuren, insbesondere Omega 3-Fettsäuren zu uns. Während ein Verhältnis von gesättigten zu ungesättigten Fettsäuren von 1:2 empfehlenswert ist, liegt dieses Verhältnis in Deutschland bei 1:1,2 und ist damit deutlich auf die Seite der gesättigten Fettsäuren verschoben.
Den Wunsch Fette zu reduzieren haben auch Lebensmittel-Hersteller erkannt und bieten zahlreiche „light“-Produkte an. Ein Produkt darf als „light“-Produkt vermarktet werden, wenn der Energie-, Fett-, oder Zuckergehalt um mindestens 30 % reduziert ist. Hierbei muss angegeben werden, welcher Bestandteil reduziert ist. Ein „light“-Produkt enthält also beispielsweise mindestens 30 % weniger Fett.
Künstliche Fettreduktion ist auch keine Lösung
Dabei gibt es jedoch ein Problem: Fett übernimmt in einem Lebensmittel wichtige Funktionen. So ist Fett nicht nur ein wichtiger Geschmacksträger, sondern ist auch wichtig für die Konsistenz, das Aussehen und Mundgefühl des Lebensmittels. Daher muss die Industrie bei fettreduzierten Produkten häufig in die Trickkiste greifen. Verdickungsmittel, Farbstoffe, Gelatine oder Geschmacksverstärker kompensieren häufig die Fettreduktion. Das ist aber nicht das einzige Problem: Oft wird bei fettreduzierten Produkten auch der Zuckergehalt erhöht, denn Zucker ist ebenso wie Fett ein wichtiger Geschmacksträger, der das fehlende Fett kompensiert. Während allerdings Fette lange sättigen, führt ein erhöhter Zuckerkonsum dazu, dass unser Blutzuckerspiegel Achterbahn fährt. Die Folge davon sind Heißhungerattacken, sodass Sie im Endeffekt durch eine Fettreduktion nichts gewinnen – im Gegenteil. Es lohnt sich also bei fettreduzierten Produkten genauer hinzuschauen, ob diese wirklich die bessere Alternative sind, zumal diese häufig auch noch deutlich teurer sind als die Original-Variante.
Es gibt auch eine einfache Alternative: Durch die Auswahl der richtigen frischen Lebensmittel können Sie ganz natürlich den Gehalt an gesättigten Fettsäuren reduzieren und die Versorgung mit wertvollen ungesättigten Fettsäuren sicherstellen. Das ist einfach und günstig umzusetzen. Fettreduzierte industrielle Produkte braucht es dazu nicht.
Referenzen
McClements DJ. (2015), Reduced-Fat Foods: The Complex Science of Developing Diet-Based Strategies for Tackling Overweight and Obesity, Adv. Nutr. 6: 338S–352S, 2015.
Mensink G. et al., Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Was essen wir heute?, ISBN 3-89606-132-1.