Die Fettsäurezusammensetzung biologisch hergestellter Lebensmittel

Oft wird in den Medien verbreitet, es mache für die Gesundheit keinen Unterschied, ob wir biologisch oder konventionell hergestellte Lebensmittel verzehren. Aber stimmt das wirklich? Macht es tatsächlich aus gesundheitlicher Sicht keinen Unterschied, ob Tiere auf der grünen Alm grasen oder mit brasilianischem Soja-Turbofutter gemästet werden? Es gibt in der Wissenschaft nur wenige Studien zu diesem Thema, aber die vorhandenen Ergebnisse sprechen eine klare Sprache. Schauen wir uns hierzu einmal an, wie massiv die Fettsäurezusammensetzung in unseren Lebensmitteln abhängig von ihrer Erzeugung schwanken kann. In diesem Artikel soll es bewusst nur um die gesundheitlichen Vorteile von tierischen Biolebensmitteln gehen. Dass diese Lebensmittel ebenfalls Vorteile in Sachen Tierwohl und Umweltschutz bieten, soll hier nicht näher thematisiert werden.

Omega 3-Fettsäuren bei Weiderindern

Eine Schweizer Studie des Instituts für Nutztierwissenschaften (Zürich) aus dem Jahr 2003 untersuchte den Gehalt von Omega 3-Fettsäuren in Rindern mit Weidehaltung gegenüber konventionell gehaltenen Tieren. Da Gras besonders reich an der Omega 3-Fettsäure Linolensäure ist, war die Annahme, dass sich dies auch in einem vorteilhaften Fettsäureprofil von Weiderindern wiederspiegeln sollte. Und genau dies war der Fall. Sowohl der absolut gemessene Wert an Linolensäure als auch die Werte an besonders wertvollen, langkettigen Omega 3-Fettsäuren EPA und DHA waren deutlich erhöht. Deutlich erhöht heißt in diesem Fall, dass die Omega 3-Gehalte bei Weiderindern etwa doppelt so hoch lagen verglichen mit konventionellen Rindern. Damit verbesserte sich auch das Omega 3- zu Omega 6-Verhältnis deutlich. Gleichzeitig war die Menge an Arachidonsäure, die unter anderem Ausgangsstoff für entzündungs­fördernde Eicosanoide ist, erniedrigt. Wirklich erstaunlich ist dies nicht, da Gras wie bereits beschrieben reich an Omega 3-Fettsäuren ist, während beispielsweise Soja für Mastrinder ein deutlich ungünstigeres Omega 6- zu Omega 3-Verhältnis aufweist. Trotzdem hat dieses Wissen bisher kaum Anklang gefunden.

Omega 3-Fettsäuren bei Hühnern

Der Zusammenhang zwischen Hühnerfutter und der Fettsäurezusammensetzung wurde in der wissenschaftlichen Literatur untersucht. Auch hier konnten mehrere unabhängige Studien zeigen, dass der Omega 3-Gehalt wesentlich vom Futter der Hühner abhing. Damit verbesserte sich bei einer Fütterung z.B. mit Grünfutter auch das Omega 6- zu Omega 3-Verhältnis. Das heißt im Klartext: Bereits eine natürliche Fütterung verbessert das Omega 6- zu Omega 3-Verhältnis. Besonders interessant wurde es jedoch, wenn die Hühner zusätzlich beispielsweise Leinöl als Futterzusatz erhielten. So verdoppelte sich der durchschnittliche Gehalt von EPA und DHA bei Supplementierung fast auf insgesamt 78 mg pro Eigelb. Gehen wir davon aus, dass wir mindestens 250 mg EPA und DHA täglich zu uns nehmen sollten, dann ist klar, dass ein Ei allein sicherlich nicht ausreicht. Es leistet aber einen Beitrag. Genau darum geht es. Gewohnheiten ändern und in vielen kleinen Schritten, die allein betrachtet kaum ins Gewicht fallen, das Omega 6- zu Omega 3-Verhältnis letztendlich deutlich zu verbessern. Tierische Produkte aus Weidehaltung können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten.

Zusammenfassend hilft bei tierischen Lebensmitteln die einfache Faustregel:

Tierische Lebensmittel von Tieren mit Weidehaltung – verbesserte Fettsäurezu­sam­men­setzung.

Referenzen

Alagawany M. et al. (2019), Omega-3 and Omega-6 Fatty Acids in Poultry Nutrition: Effect on Production Performance and Health, Animals, 9, 573, doi:10.3390/ani9080573.

Benbrook CM. et al. (2013), Organic Production Enhances Milk Nutritional Quality by Shifting Fatty Acid Composition: A United States–Wide, 18-Month Study, PLoS ONE 8: 12, e82429.

Filipiak-Florkiewicz A. et. al. (2017), The quality of eggs (organic and nutraceutical vs. conventional) and their technological properties, Poult. Sci., 96: 7, 2480-2490.

Scheeder MRL. et al. (2003), Vergleich der Qualität von Fleisch verschiedener Rindfleischlabel in der Schweiz – Resultate einer Stichprobenerhebung, Schriftenreihe Institut für Nutztierwissenschaften, ETH Zürich, Band 24 (M. Kreuzer, C. Wenk & T. Lanzini, Hrsg.)