Algenöle – wichtige Ergänzung zu Leinöl & Co.?
Im Jahr 2003 wurde in der EU das erste stark Omega 3-haltige Algenöl als neuartiges Lebensmittel zugelassen. Seitdem sind Algenöle immer populärer geworden. Ich gehe heute der Frage nach, was Algenöle sind und wie Sie diese in Ihrer Ernährung nutzen können.
Langkettige Omega 3-Fettsäuren – unverzichtbar für den menschlichen Organismus
Langkettige Omega 3-Fettsäuren, insbesondere EPA und DHA, sind unverzichtbar für unseren Körper. Sie fungieren als Vorläufer für entzündungshemmende Signalstoffe. Unser Gehirn benötigt EPA und DHA, ebenso wie die Netzhaut unseres Auges. Langkettige Omega 3-Fettsäuren kann Ihr Körper aus kurzkettigen Omega 3-Fettsäuren selbst herstellen. Diese Umwandlung wird jedoch durch zwei wesentliche Faktoren limitiert:
1) Je nach genetischer Varianz unterscheidet sich die Effizienz der Umwandlung bei verschiedenen Individuen. Das heißt wie gut Sie persönlich langkettige Omega 3-Fettsäuren bilden, hängt auch von Ihrer Genetik ab.
2) Wer viele Omega 6-Fettsäuren zu sich nimmt, blockiert die Umsetzung von Omega 3-Fettsäuren da hierfür die gleichen Stoffwechselwege verantwortlich sind. Es gibt also eine Konkurrenzsituation, bei der im Überfluss vorhandene Omega 6-Fettsäuren die Bildung von langkettigen Omega 3-Fettsäuren blockieren.
Die Alternative ist, langkettige Omega 3-Fettsäuren direkt über die Nahrung aufnehmen. Fettreicher Seefisch ist sicherlich das bekannteste Beispiel für eine hervorragende Quelle von langkettigen Omega 3-Fettsäuren. Doch ein hoher Fischkonsum ist stark umstritten. Überfischung der Weltmeere und Schwermetallbelastung insbesondere mit Quecksilber haben dazu geführt, dass der gute Ruf von Fisch gelitten hat. Fisch aus Aquakulturen – sofern richtig umgesetzt – kann hier sicher einen Beitrag leisten, diese Probleme zu lösen. Was aber machen Veganer und Vegetarier, die auf Fisch komplett verzichten möchten?
Algenöle – die Lösung für alle, die auf Fisch verzichten möchten
Auch Fische nehmen langkettige Omega 3-Fettsäuren mit ihrer Nahrung auf. Die Quelle sind Algen, insbesondere Mikroalgen wie Schizochytrium sp. Diese Mikroalgen sind mikroskopische kleine Organismen, welche die Omega 3-Fettsäure DHA und in geringerer Menge auch EPA herstellen. Mikroalgen können einfach und ressourcenschonend in Röhrensystemen gezüchtet werden und sind nicht zu verwechseln mit den Makroalgen, die wir aus dem Asia-Markt oder vom Japaner kennen. Sollten Sie jetzt auf die Idee kommen, einfach reichlich Algenblätter, wie z.B. Noriblätter zu essen, dann muss ich Sie zumindest im Hinblick auf die Omega 3-Versorgung leider enttäuschen. 100 g Noriblätter enthalten insgesamt nur ca. 100 mg Omega 3-Fettsäuren. Algenblätter sind zwar reich an Mineralien und Nährstoffen, eine gute Omega 3-Versorgung werden Sie aber mit Algensalat und dergleichen nicht erreichen.
Es gibt aber technische Möglichkeiten, den Omega 3-Gehalt von Algen zu konzentrieren. Damit kommen wir zurück zu den Mikroalgen. Aus diesen kann ein Konzentrat gewonnen werden – das Algenöl, welches besonders reich ist an langkettigen Omega 3-Fettsäuren. Verkauft wird dieses in Kapseln und als Öl zum Einnehmen. Mittlerweile gibt es auch pflanzliche Öle, wie Leinöl, denen direkt EPA und DHA zugesetzt wurde. Öle zu Einnehmen haben im Gegensatz zu einer Kapsel den Vorteil, dass Sie es schmecken können, wenn die sehr empfindlichen mehrfach ungesättigten Fettsäuren oxidiert sind. Denn oxidierte und damit unwirksame Omega 3-Fettsäuren schmecken ranzig oder fischig. Spätestens dann sollten Sie die Öle nicht mehr verzehren, sondern entsorgen. Auch wenn Sie eine Kapsel nutzen, ist es ratsam diese einmal zu öffnen und den Geschmack des Öles zu überprüfen.
Für Vegetarier und Veganer gibt es heute also Alternativen zu fettem Seefisch um eine ausreichende Versorgung mit den besonders wichtigen langkettigen Omega 3-Fettsäuren sicherzustellen. Eine mangelhafte Omega 3-Versorgung muss also nicht sein.
Referenzen
Doughman SD. et al. (2007), Omega-3 fatty acids for nutrition and medicine: considering microalgae oil as a vegetarian source of EPA and DHA, Curr. Diabetes Rev., 3(3): 198-203.
Lane K. et al. (2014), Bioavailability and potential uses of vegetarian sources of omega-3 fatty acids: a review of the literature, Crit. Rev. Food Sci. Nutr. 2014, 54(5): 572-9.
Saunders AV. et al. (2013), Omega-3 polyunsaturated fatty acids and vegetarian diets, Med J Aust., 19, 199(S4): S22-6.